Infolge des Coronavirus stehen viele Organisationen und Märkte vor Herausforderungen, die von einem starken Nachfragerückgang bis hin zu Blockaden in der (internationalen) Logistik reichen. Auch der Energiemarkt bleibt nicht verschont. Supply Value geht davon aus, dass unvorhersehbare Ölpreise die Energiewende beschleunigen werden, dass die Zusammenarbeit mit Partnern in der Lieferkette und mit Lieferanten anders strukturiert sein wird und dass die Lokalisierung der Energienachfrage Chancen für Start-ups bietet.

Unberechenbare Ölpreise beschleunigen die Energiewende

Dass die Nachfrage nach Öl und der Ölpreis während der Korona-Krise stark gefallen sind, ist mittlerweile eine alte Weisheit. Zu einem bestimmten Zeitpunkt musste sogar Geld hinzugegeben werden, um ein Barrel Öl loszuwerden. Nach Angaben des Exekutivdirektors der Internationalen Energieagentur wird es mehr als ein Jahr oder sogar noch länger dauern, bis die Ölnachfrage wieder das Niveau erreicht hat, das sie hatte, bevor das Koronavirus die Energiemärkte zum Einsturz brachte (AFN/Bloomberg, 2020).

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass wir bei der Nutzung von Energieressourcen immer an die Grenzen gehen. Wenn diese Nutzung zu negativen Folgen führt, kommt es fast immer zu einer Veränderung. Das kann zum einen bedeuten, dass man die vorhandenen Energiequellen anders nutzt oder nach einer Alternative sucht. Ein gutes Beispiel dafür ist, wie die Ölkrise von 1973 Dänemark dazu zwang, seine Energiepolitik zu überdenken. Dadurch wurde die Abhängigkeit vom Öl zugunsten erneuerbarer Energien verringert.

Insight Energiemarkt nach der Koronakrise, Supply Value

Aber warum beschleunigt ein fallender Ölpreis die Energiewende? Laut Mark Lewis, Global Head of Sustainability Research bei BNP Paribas Asset Management, ist es derzeit sinnvoller, in erneuerbare Energien zu investieren, insbesondere in Wind- und Sonnenenergie. Eben weil die Risiken von Investitionen in Erdöl zunehmen. In der Tat bleibt abzuwarten, ob sich die Investitionen in Öl langfristig amortisieren werden. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft als Ganzes mehr Druck auf die Regierungen ausübt, den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen zu beschleunigen. Mark Lewis verweist auch auf die Notwendigkeit, die Entwicklung von Energiespeichern jetzt zu beschleunigen, wobei gezielte staatliche Anreize den Prozess beschleunigen können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Auswirkungen der Korona-Krise auf den Energiemarkt sicherlich Folgen haben werden. Wie schnell die Energiewende vollständig durchbrochen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass der derzeitige Ölpreisverfall es den Ölgesellschaften noch schwerer macht, Investitionen in neue Ölprojekte zu rechtfertigen. Hinzu kommt, dass die Renditen von Investitionen in Strom aus erneuerbaren Energien über einen längeren Zeitraum feststehen und weniger schwankungsanfällig sind, was sie zu sicheren Investitionen macht.

Die Zusammenarbeit mit den Partnern in der Lieferkette und den Lieferanten wird anders gestaltet

In Krisenzeiten sollten sich Unternehmen auf die Stärkung der Organisation konzentrieren. Ein Beispiel dafür ist, wenn Unternehmen ihre Rohstoffe oder Produkte anderswo oder von mehreren Lieferanten beziehen. In der Praxis haben die Unternehmen nur einen oder zwei Lieferanten für die Produktion oder Lieferung dieser Güter. Aufgrund der Korona-Krise sind jedoch mehrere Lieferanten nicht in der Lage zu liefern, was zu Engpässen bei den Rohstoffen und einer stagnierenden Produktion im weiteren Verlauf der Kette führt.

Das ist auf dem Energiemarkt nicht anders: Vor allem im Bereich der persönlichen Schutzausrüstung, die die Mitarbeiter im Außendienst tragen müssen, ist es in letzter Zeit zu einem großen Mangel gekommen. Dies verdeutlicht die Abhängigkeit von den wenigen Lieferanten. Um eine ähnliche Situation in Zukunft zu vermeiden, werden viele Energieunternehmen ihre Beschaffungswege auf diese Abhängigkeiten hin überprüfen.

Sie werden auch ihre Lieferantenpalette bewerten und erweitern, um die Abhängigkeit von einem oder wenigen Lieferanten zu verringern.

Das Coronavirus deckt Schwachstellen in der Zusammenarbeit zwischen Organisationen auf und zeigt, welcher Teil der Energiekette am anfälligsten für externe Faktoren ist. Durch die Analyse dieser Schwachstellen kann die Zusammenarbeit intensiviert und effizienter gestaltet werden. Diese effizientere und stabilere Zusammenarbeit hat mehrere positive Auswirkungen für die Zukunft. So sinkt beispielsweise die Anfälligkeit für künftige Krisen, weil zuvor schwächere Punkte in der Zusammenarbeit gestärkt werden. Außerdem kann durch die verschiedenen Effizienzstufen in der Kette mehr produziert und damit die Energieversorgung längerfristig gesichert werden. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Anfälligkeit für künftige Krisen sinkt und die Produktion steigt.

Lokalisierung der Nachfrage - werden die traditionellen Unternehmen von den Start-ups überholt?

Heutzutage wird Energie an immer mehr Orten erzeugt: man denke an Sonnenkollektoren und Windräder auf den Dächern von Geschäftsgebäuden, aber auch auf den Dächern von Wohnhäusern. Hinzu kommt, dass Sonne und Wind nicht kontrolliert werden können. Durch diese beiden Faktoren ist die Energieerzeugung weniger zentralisiert und weniger konstant. Hinzu kommt, dass es neben den großen Akteuren auf diesem Markt alle möglichen kleinen und mittleren Energieversorger gibt.

Dies wirkt sich auf die Formen des Netzmanagements aus. Nach Angaben des Rathenau-Instituts war der Ausgleich des Stromnetzes bis vor kurzem die Aufgabe des nationalen Netzbetreibers. Mit der dezentralen Energieerzeugung wird jedoch auch den regionalen Netzbetreibern mehr Verantwortung übertragen. Daten über den Stromverbrauch und die Stromerzeugung sind in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung. Diese Daten ermöglichen eine angebotsorientierte Nachfragesteuerung und erlauben es den Beteiligten, die Energiewende mit neuen datengesteuerten Geschäftsmodellen zu beschleunigen. Digital-Innovationen sind bereits in vollem Gange, sowohl von großen als auch von kleineren Marktteilnehmern. Große Unternehmen wie TenneT stabilisieren das Stromnetz aus der Sicht des Verbrauchers durch dezentrale Energiespeicherung auf der Grundlage der Blockchain-Technologie. Aber auch kleinere Unternehmen sind mit Innovationen in Hülle und Fülle vertreten. So wird beispielsweise mit "virtuellen" (sprich: verteilten) Kraftwerken experimentiert (Rathenau-Institut, 2020).

Derzeit sehen wir, dass die Korona-Krise kurzfristig dazu führt, dass Entscheidungen im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit aufgeschoben werden. Es ist zu erwarten, dass nach der Corona-Krise im Gegenteil mehr Investitionen in erneuerbare Energien getätigt werden, wodurch sich die Lokalisierung der Energieversorgung noch schneller entwickeln wird. Wenn sich die großen Parteien nicht schnell genug bewegen, ist es wahrscheinlich, dass sie von kleineren Akteuren auf dem Markt überholt werden.

Wie bereits erwähnt, ist der Energiemarkt ebenfalls stark von der Korona-Krise betroffen. Während die unmittelbaren Auswirkungen die etablierten Unternehmen und die damit verbundenen Arbeitsplätze bedrohen, sehen wir längerfristig mehrere positive Entwicklungen, die durch das Durchbrechen von Mustern durch diese Krise unterstützt werden. Sie können den Einblick unten herunterladen.

Download Einblick: Der Energiemarkt nach der Corona-Krise

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